…mehr als nur eine Gymnastik mit indischem Namen…

Für was steht Yoga?

Und was ist Hatha – Yoga?

Yoga ist ein Weg nach innen, zur Mitte. Das Ziel ist ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit von innerem und äußerem Zwang.

Hatha Yoga ist die Grundlage für die meisten zeitgenössischen Yogastile und unser Verständnis von Yoga im allgemeinen. Die Worte setzen sich aus folgenden Silben zusammen:

Ha – Sonne

Steht für das männliche, öffnende, aufsteigende Prinzip – Shiva (Yang).

Tha – Mond

Steht für das weibliche, schließende, senkende Prinzip – Shakti (Yin).

Yoga – Verbindung, Vereinigung

Die Vereinigung von beiden ist Grundlage und Ziel aller Yogastile.

Hatha als ganzes Wort bedeutet auch Kraft, Hartnäckigkeit, Anstrengung.

Der körperliche Aspekt dieses Weges, Asana in Form von Haltungen und Bewegungen, erfreut sich in westlichen Gesellschaften immer größerer Beliebtheit. Dabei ist er nur ein  Teil eines achtstufigen Systems von Lebensregeln, Körperübungen, Atemtechniken, Konzentrationübungen und Meditation.

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Die acht Stufen

Bereits in der frühesten bekannten Yogaschrift, dem Yogasutra von Patanjali Maharishi, einer Abhandlung über den menschlichen Geist aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, wird dieses System als achtstufiger Leitfaden zur Erleuchtung beschrieben:

  1. Yama – Soziale Regeln. Das Verhältnis zur Umwelt / Außen
  2. Niyama – Das Verhältnis zu Dir selbst / Innen
  3. Ãsana – Körperhaltung / Körperübungen
  4. Prãnãyãma – Übung und Kontrolle der Energie = Atem
  5. Pratayãhãra – Zurückziehen und nach-Innen-richten der Sinne
  6. Dhãranã – Konzentration. Den Geist auf einen Punkt/Objekt ausrichten
  7. Dhyãna – Meditation. Den Geist auf dem Punkt/Objekt halten. Hier und jetzt
  8. Samãdhi – Absorption und Innere Freiheit. Dein Geist ist völlig zur Ruhe gekommen. Ein überbewußter Zustand der Einheit mit Dir selbst und dem Sein.

 

Yoga ist also weit mehr als nur Asana-Unterricht mit Körperübungen, der von vielen als Yoga bezeichnet wird, aber für die letzten fünf Stufen nicht unbedingt notwendig ist. Aus diesem Grund finden Übung und Praxis von Körperhaltungen in den frühen Yogasutras nur eine geringe Beachtung oder gelten als Vorübungen, die die Meditation erleichtern.

Patanjali erwähnt lediglich eine Sitzhaltung, die fest und angenehm sein soll und eine längere Meditation ermöglicht. Das Gorasha Shatka, ein früher Text aus dem 7. Jahrhundert, erwähnt die Existenz von 84000 Asanas, die nur der Gott Shiva kennt und beschreibt. Von diesen habe er 84 überliefert, von denen wiederum nur zwei Sitzhaltungen für die Praxis ausgewählt werden.

Asana – Geschichte von Haltung und Technik

Asanapraxis – Haltungen und körperliche Übungstechniken –  werden erst in Yogasutras des Mittelalters beschrieben. Die etwa 1350 entstandene Hatha Yoga Pradipika enthält zwar Beschreibungen von 15 Körperhaltungen, die auch heute noch geübt werden, im Wesentlichen aber Abhandlungen über Reinigungstechniken für den Körper sowie Atemübungen.

Ein Text aus Südindien, die Hatharatnavali, eine Abhandlung über Hathayoga des Srinivasa Bhatta Mahayogendra (1625-1695) beschreibt dann schon 108 Asana, wenn auch nicht sehr genau.

Modernes Yoga – Begründet im 19. / 20. Jahrhundert

Wann sich die heute bekannten, zum Teil akrobatisch anmutenden Körperübungen  moderner Yogastile herausbildeten, ist nicht belegt. Vieles spricht dafür, dass sich der Yoga in seiner heutigen körperbetonten Form erst im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt hat. Neuere Studien belegen vermuten einen Beginn des körper- und übungsbezogenen Yoga erst in der 1920er Jahren. Zusammenfassend gesehen ist Yoga, und besonders der körperliche Teil, in einer beständigen Entwicklung, die durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahrzente immer mehr bestätigt und bereichert wird.

Auch wenn die Asanapraxis nicht auf eine jahrhundertelange, ununterbrochene Erfahrungskette zurückblicken kann, ist sie für die körperliche und geistige Gesundheit des Übenden nicht weniger wertvoll. Es ist allerdings auch möglich, weitere Aspekte der acht Glieder oder Stufen des Yogaweges in die Asanapraxis zu integrieren und sie daraus wieder ins tägliche Leben einzubringen. Die Kombination von Übungen für Körper und Geist bietet einen idealen Ausgleich für Menschen, die viel im Sitzen arbeiten und Entspannung vom Alltagsstress suchen. Mein Ansatz des Anahata Yoga ist ein Weg, der großen Wert auf eine solchen Praxisbezug legt.

Neugierig geworden? Dann…

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Literatur:

Mikel Burley: Hatha Yoga. Lotos, München 2005, ISBN 3-7787-8171-5.

B.K.S. IyengarLicht auf Yoga. Barth, Bern 2003, ISBN 3-502-63334-7.

Elisabeth de Michelis, A history of modern Yoga. 2004.

Mark Singleton:  Yoga Body, The Origins of Modern Posture Practice (Oxford University Press) Oxford 2010.

Swami Satyananda Saraswati: Asana Pranayama Mudra Bandha. Bihar School of Yoga, Ananda, Köln 2001, ISBN 3-928831-17-8.

Wilfried HuchzermeyerDas Yoga-Wörterbuch. Sanskrit-Begriffe, Übungsstile, Biographien. edition sawitri, Karlsruhe 2006, ISBN 3-931172-25-2.

Swami Swatmarama: Hatha-Yoga Pradipika. Die Leuchte des Hatha-Yoga. Phänomen, Neuenkirchen 2007, ISBN 978-3-933321-61-9.

Alexander Kobs: Shatkarma – Die Geheimnisse der Yoga-Reinigung. Windpferd, Aitrang 2005, ISBN 978-3-89385-477-6.

Dietrich Ebert: Physiologische Aspekte des Yoga. Thieme, Leipzig 1986, ISBN 3-7404-0002-1.

Swami Sivananda Radha: Hatha Yoga: The Hidden Language, Secrects and Metaphors. Timeless Books, Kootenay Bay 2006, ISBN 1-932018-13-1.

Elisabeth Haich, Selvarajan Yesudian: Sport und Yoga. Aquamarin, München 2012 ISBN 978-3-89427-599-0.

Links zu einzelnen Themen:

Übersichten:
Ygoawiki:
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwji9qyI3bHXAhXR4qQKHdZBAEwQFgguMAE&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FHatha_Yoga&usg=AOvVaw19eacjDqf3lwljV-aqScyl

Zur Entwicklung des Yoga:
Interview mit David Fawley vom American Institute of Vedic Studies:

Das Ziel von Yoga ist nicht, ein Gymnastikmeister oder Zirkusartist zu werden

Neuere Studien zur Entwicklung: https://viniyoga.de/yogainfo/moderner-yoga-singleton

Einen sehr schönen Überblick als Vortragsvideo findet Ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=MwPfHfoSQg4

Zusammenfassungen überlieferter Yogaschriften:
Upanishaden: http://www.yoga-welten.de/schriften/upanishaden-mahabharata.htm
http://vedanta-yoga.de/heilige-schriften-hinduismus-quelltexte-spritualitaet/
http://wiki.yoga-vidya.de/Yoga_Schriften
https://sahajapower.wordpress.com/tag/siddha-siddhanta-paddhati/

Asana und deren Geschichte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Asana

Patanjali:
https://de.wikipedia.org/wiki/Yogasutra
http://12koerbe.de/hanumans/yoga.htm
http://www.arlingtoncenter.org/Sanskrit-English.pdf

Goraksha Shataka:
http://gorakhnath.org/teachings.php#sataka
https://de.wikipedia.org/wiki/Gorakshashataka
http://wiki.yoga-vidya.de/Goraksha_Shataka
http://www.spiritwiki.de/Gorakshashataka
http://wiki.yoga-vidya.de/Gorakshanath

Shivasamhita:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shivasamhita
http://wiki.yoga-vidya.de/Shiva_Samhita

Gheranda Samhita:
Englische Übersetzung bei Google Books: https://books.google.de/books?id=u-9lDgAAQBAJ&pg=PT29&lpg=PT29&dq=Asanaprayoga&source=bl&ots=PNRUAQ2s6M&sig=ODwTO4Y14duQkOD000fDu4ByK2U&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiJwtikpbbTAhWHLVAKHZ6LBQgQ6AEIPzAE#v=onepage&q=Asanaprayoga&f=false
https://de.wikipedia.org/wiki/Gherandasamhita
http://wiki.yoga-vidya.de/Gheranda_Samhita_1._Unterweisung

Hathapradipika:
https://de.ashtangayoga.info/philosophie/hatha-pradipika/
https://de.wikipedia.org/wiki/Hathapradipika
http://wiki.yoga-vidya.de/Hathapradipika

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